Hurra doch nicht, Autoren die gern quatschen
ChaosKanal

Über Autoren, die gern quatschen

Also eigentlich, sind Autoren wie ich es bin, Menschen, die eher die Stille und Abgeschiedenheit bevorzugen. Irgendwo sitzen, nicht vollgequatscht werden wollen und sich ganz der Geschichte hingeben, die sie erzählen möchten. Für viele mag sich das jetzt einsam anhören, aber das empfinde ich nicht so. Man ist im Kreise seiner Charaktere, also der Liebsten, die sich in die ein oder andere Richtung entwickeln. Gelegentlich, zeichne ich diese Charaktere sogar und bin selbst jedesmal erstaunt darüber, wer oder was mich da so anblickt. Aber Autoren die gern quatschen, sind doch eher ungewöhnlich.

In den vergangenen Tagen habe ich aber viel Zeit damit verbracht, all meine Social-Media Konten neu zu verbinden und alle Blogs hier auf einmaliganders zu vereinen, zumindest so halbwegs. Dadurch hatte ich ausreichend Gelegenheit, in die weite Welt zu schnuppern und sich unter die sonst so scheue Klientel der schreibenden Zunft zu mischen. So trifft man auch auf andere Autoren da draussen und ist dann meist verwundert, was anscheinend heutzutage so angesagt ist.

Autoren der neueren Generation quatschen sehr viel.

Um es genauer zu sagen, sie lieben es zu quatschen. Sich selbst dabei zu sehen und mit anderen Autoren zu quatschen, natürlich über das Autoren-Dasein.
Es war für mich eher gewöhnungsbedürftig, das zu beobachten.


Man stelle sich vor, es gibt Autoren auf YouTube, die unzählige Channels betreiben, um zu erklären, wie man Autor wird. Natürlich finden die für banalen, schnöden Schreibkram keine Zeit mehr. Sie erklären viel mehr, wie man ein Buch schreibt, wie man es bei Amazon KDP hochlädt und es so verlinkt, dass es jeder findet. Sie schwadronieren darüber, wie viel ein Buch kosten darf, wie viele Seiten es haben muss oder zumindest sollte, wie viel es wiegen darf und wo man sich das Coverbild günstig in Fernost zusammen basteln lässt.

Selbsthilfegruppen für Autoren

Es gibt aber darüber hinaus noch diese Autoren-Selbsthilfegruppen, so möchte ich sie mal grob bezeichnen. Das sind Seiten im Internet, wo sich gewissermaßen nur Autoren hin verirren, die sich dann gegenseitig ihre Bücher vorstellen und empfehlen. Sich über wichtige Dinge austauschen, woher man positive Rezessionen für kleines Geld bekommt. Es kursieren sogar Angaben darüber, ab wie vielen Wörtern ein Roman genügend „voll“ ist, um ihn zu veröffentlichen.
Dazu gibt es allerlei hilfreiche Tipps, wie man mit Worthülsen und per Copy&Paste diese Wortzahl schnell erreicht und man ein bereits veröffentlichtes Buch in Abwandlungen und kleinen Änderungen als neues Buch auf den Markt werfen kann. Es wird außerdem darüber philosophiert, dass man mindestens 20 Schundbücher veröffentlichen muss, um im Onlineranking überhaupt als Autor aufzufallen.
Lauter spannende Erkenntnisse, von denen ich zuvor nicht dachte, dass sie mehr oder weniger relevant sein könnten. Was bin ich auch für ein dämlicher Autor.

Ich habe dann auch Autoren-Gruppen besucht, von denen es zahlreiche gibt. Dort treffen sich Leute, die sich Autor nennen und tauschen sich aus. Im Prinzip läuft es dort, wie bei den anonymen Alkoholikern. Man kommt in eine Gruppe, stellt sich vor, worüber man so schreiben will und lauscht den Anderen, die über ihre Bücher faseln, die sie eines Tages mal schreiben werden. Es ist wirklich aufregend, sich auf diese Reise unter die Autoren zu begeben.

Wer braucht schon eine gute Story für ein Buch

Doch egal wo ich auch war, bei den Ratgebern im Internet, den YouTube-Autoren, den Versammlungen und Selbsthilfegruppen, überall dort habe ich viel erfahren. Wie viele Seiten ein Buch haben soll, welches Format man benutzt oder zu welchem Preis man sein Werk bei Amazon verramscht. Kein Einziger hat dabei aber über Kreativität gesprochen. Die Fantasie, die hinter einer Geschichte steckt, die man erzählen will. Wirklich niemand hat den Eindruck erweckt, eine Geschichte zu haben, die erzählt werden muss. Mir hat das viel zu denken gegeben, womöglich bin ich kein guter Autor. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb wahnsinnig viel langweiliger Quatsch auf den Markt geworfen wird im Selbstpublishing, einfach um leere Blätter mit ebenso leeren Worten zu füllen.

Die Rettung aller Schriftstelle ohne Ideen naht – die künstliche Intelligenz

Man kann fast dankbar sein, dass die KI in Form von ChatGPT in den Startlöchern steht, um diesen Worthülsen Wirrwarr bald einzuhegen.Meine Hoffnung ist, dass wenigstens die künstliche Intelligenz noch spannende Geschichten zu erzählen weiß.

Eine andere Hoffnung ist, dass eine zünftige Schreibblockade diese quatschenden Autoren ereilt.
Aber davon soll eine andere Geschichte berichten.

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