Prigoschin Wagner Putin

Über Prigoschin, die Wagner Söldner und einen Präsidenten, mit schlaffem Rohr

Das war ja was, dieses Wochenende, als man sich an den Nachrichten festgesaugt hatte und sich dabei ertappte, wie man einem Massenmörder und Kriegsverbrecher die Daumen drückt, dass er einem anderen Massenmörder und Kriegsverbrecher, mal richtig in die Eier tritt. Prigoschin Wagner Putin!

Was war passiert – eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse

Am Freitagabend (23.06.2023) ab 21:00 Uhr, postete Jewgeni Prigoschin im Halbstundentakt, auf seinem Telegram-Kanal, wirre Beschimpfungen Richtung Kreml. Es ging wie üblich um Verrat und dass man ihn und seine Söldner umbringen wollte.

Spät abends, ich machte mir gerade eine warme Milch, trudelten bei mir die ersten DM-Nachrichten über meinen Twitter-Account, Mastodon und Telegram von Leuten ein, die sich sonst nur melden, wenn der Weltuntergang, nebst Apokalypse, unmittelbar bevorsteht.

Von da an überschlugen sich die Ereignisse und ein Bühnenstück im Stile eines Westerns, inklusive Shoot-Out / Stand-off, schien in greifbarer Nähe.

Ich war praktisch nur noch am Handy und kommunizierte über drei Kanäle gleichzeitig und immer neue Meldungen trafen ein, von sehr zuverlässigen Quellen.

Prigoschin und seine Wagner Söldner oder die Geister, die ich rief

Prigoschin machte sich also mit seinem Vorschlaghammer auf einen Marsch der Gerechtigkeit, um die Übeltäter Shoigu und Gerassimow etwas intensiver zu „bearbeiten“.

Die beiden sollen sich im Hauptquartier des Militärkommandos Süd in Rostow am Don aufhalten. Die waren dort, weil sie ihrerseits einen Killertrupp auf eben jenen Prigoschin mit seinem Vorschlaghammer angesetzt hatten, weil sie selbst eine Befragung mit Vorschlaghammer eher ablehnten.

Rostow am Don wird besetzt

Später in der Nacht, erreichte Prigoschin mit seiner Gang, die einige Panzer auf Lastwagen dabeihatten, eben jenes Hauptquartier des Militärkommandos Süd. Sie besetzten die Stadt im Handumdrehen, stürmten das Polizeirevier und wo sie schon dabei waren auch die FSB Zentrale in unmittelbarer Nachbarschaft.
Dann umstellten sie das Militär-Hauptquartier, immerhin die Zentrale für den Krieg in der Ukraine, also kein unwichtiges Popelding.

Zur Verwunderung aller, wurde dieses wichtige Schaltzentrale der russischen Armee, offensichtlich nur von einem alten Pförtner bewacht, der keine Ahnung hatte, was wo wer. Der teilte dann Prigoschin mit, dass sich Shoigu und Gerassimow kurz vor seinem Eintreffen, mit einem Sprung aus dem Hoffenster, sich zu einem wichtigen Termin verabschiedet hatten, den sie noch anderswo wahrnehmen mussten und nicht aufschieben konnten.

Immerhin hatte man aber einen Stellvertreter vom Verteidigungsminister Shoigu dagelassen, der sich mit Prigoschin unterhalten sollte.
In einem sehr launigen Filmchen ist zu sehen, wie er, Prigoschin, über Shoigu und die ganze Mischpoke, frei vom Leder zieht, die wie „Waschweiber vor ihm flüchten“. Als Jewkurow, so heisst Shoigus Stellvertreter, Prigoschin vorhält, man könne doch vernünftig reden, fährt dieser ihm über den Mund: „Noch einmal: Wenn ich in einem normalen Tonfall hätte plaudern wollen, wäre ich nicht mit Panzern hergekommen. Verstehen Sie?“
An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, hier ging es nicht um Comedy oder Satire, obwohl der ein oder andere, sich vielleicht vor Lachen den Bauch hält.

So machte sich Prigoschin, dann mit seiner Räuberbande auf den Weg nach Moskau, um da mal anzuklopfen.
Dies fand dann wiederum Putin, eine komplett blöde Idee und musste erkennen, dass ein Handschlag unter Gaunern, Halsabschneidern und Mördern, offensichtlich keinen nachhaltigen Wert mehr hat.
Der heulte dann auch im Fernsehen herum, über Verrat und dass er alle Übeltäter vernichten würde.

Putin verkündete dann auch im Laufe des Samstags, eine weitere, neue Spezialoperation, diesmal mit dem Ziel:

“Um Russisich sprechende Russen aus Russland vor Russen die nach Russland aus Russland einmarschieren, zu schützen.”

Wladimir Wladimirowitsch Putin

Zu diesem Zeitpunkt war es 04:00 Uhr in der Nacht und ich hatte mir gerade eine Schüssel Popcorn gemacht und war guter Dinge, dass der Shoot-Out bald folgt.
Prigoschin mit seiner Bande, war inzwischen auf der Autobahn Richtung Moskau unterwegs.
Wo man bereits alles in Stellung brachte, was die russische Armee zu bieten hatte. Dies waren im Wesentlichen Kieslaster, alte Müllwagen und einige Streifenpolizisten, die mit Baggern tiefe Gräben in die Autobahn gruben. Mehr war offensichtlich nicht aufzubieten. Immerhin, die russische Armee, die von sich jeher behauptete, die mächtigste und schlagkräftigste Armee der Welt zu sein.
Leider hat sich zunächst in der Ukraine erwiesen, dass sie dort nur die zweitstärkste Armee war und nun hat sich auch offenbart, dass sie selbst in Russland nur noch die zweitstärkste Armee ist.

Die russische Armee, nur noch zweitstärkste Armee in Russland!

Ich legte mich dann schlafen, weil die Anreise nach Moskau noch etwas dauern würde. Am nächsten Morgen überschlugen sich abermals die Ereignisse.
Zwischenzeitlich hatte sich eine kleine Luftwaffenstaffel gefunden, die sich für Putin in die Presche schlagen wollte.
Unglücklicherweise wurden diese dann kurzerhand, von den Wagner-Söldnern abgeschossen.
Das Resümee dieses Vormittags:
6 abgeschossene Kampfhubschrauber der russischen Armee
und 1 abgeschossenes Jagdflugzeug der russischen Armee
Nebst der Besatzung natürlich (alles feinsäuberlich erfasst, von russischen Militärbloggern)

Immerhin war das mehr, als die Russen in 10 Tagen Ukrainekrieg, üblicherweise an der Front von den Ukrainern weggeschossen bekommen.
Verluste bei den Söldnern hingegen 1 Panzer, der in einem Torrahmen steckenblieb, als man sich bei einem Fastfoodrestaurant, im besetzten Rostow, etwas Leckeres zu essen holen wollte. (Kein Witz, die Söldner standen tatsächlich in Rostow in diversen Fastfoodketten brav für Kaffee und Burger an!)

Sommerzeit = Reisezeit !

Im weiteren Tagesverlauf konnte man beobachten, wie die Privatflieger der Oligarchen, Jets von Regierungsmitgliedern und auch die russische AirForce One, sich auf den Weg machten und Moskau schlagartig verliessen.
Offensichtlich wollten alle schnell in Urlaub und hatten wenig Lust auf schwierige Gespräche mit Söldnern und anderen Kriminellen.

Gerade als ich mir das zweite Schälchen Nüsschen aufmachte, kam die Meldung, dass die Revolte abgeblasen wurde und man sich auf einen Deal geeinigt hatte. Wie schade!
Das war wirklich etwas enttäuschend, wenn man die ganze Nacht mitgefiebert hatte. Man fragte sich verwundert: „Was war das denn?“
Winston Churchill sagte so passend über Machtkämpfe in Russland: „Die sind wie Hundekämpfe unter dem Teppich.“
Was auch immer in diesen Tagen wirklich geschah – es wird wohl erst der Anfang gewesen sein.

Ein Präsident mit schlaffem Rohr

Was sich eindeutig gezeigt hat, was für ein armseliger, schwacher Präsident Putin doch ist. Während unbewaffnete Demonstranten allein für ein leeres Blatt Papier, niedergeknüppelt für 20 Jahre im Gulag verschwinden, werden hier mal eben mehrere Kampfhubschrauber abgeschossen und Putin selbst als Arschgeige tituliert.
(Warum Putin ein König der Arschlöcher und was eine Arschgeige ist, dazu hatte ich mich bereits vor geraumer Zeit ausgelassen – kann man hier nachlesen.)

Ich musste meinen Frust dann in einer Zeichnung verarbeiten.
Diese Rebellion wirkte auf mich, letztlich wie ein Coitus interruptus. Prigoschin wie ein Geist, den man aus der Flasche gelassen hatte und Putin, mit einem ziemlich schlaffen Rohr. Dahinter stehen seine Generäle, in sicherer Entfernung, die ihm zurufen:„Mein Präsident, Sie haben das schönste und härteste Rohr, dass die Welt je gesehen hat. Lassen Sie sich bloß nichts anderes einreden!“

Kadyrows Achmat Einheit – immer ein FunFact

Kadyrows Einheit, die in Deutschland eher bekannt ist als Tschetschenische-Schlächter oder Putins Bluthunde, machte sich dann auch auf den Weg, um das zu tun, was sie immer tun.
Grimmig aus der Wäsche gucken!
Diese Kadyrow Truppe, hat übrigens nur in Deutschland diese angsteinflössenden Beinamen.
(Das hängt wohl unmittelbar mit der deutschen Angsthasen-Mentalität zusammen. Ich hatte da kürzlich umfänglich drüber berichtet – hier nachlesen)

Also diese Achmat Truppe wie sie offiziell heißt (kann man sich gut mit einer Eselsbrücke merken: „Die Achmaten alles Schwachmaten“ sind im Rest der Welt eher bekannt als:

Die TikTok Armee

Sie haben sich ihren Namen gemacht, als sie fernab jeder Front und Kampfgeschehen, grimmig schauend, auf leer stehende Häuser schießen und davon Clips bei TikTok zeigen. So richtig verdient haben sie sich ihren Namen, als sie jüngst in der Ukraine, in einer verlassenen Schule auf den Tischen tanzten und davon zahlreiche Clips auf TikTok posteten. Unglücklicherweise ohne die GEO-Daten aus den Filmchen zu entfernen, was die ukrainische Artillerie als Einladung verstand. Eine ganze Kompanie dieser lustigen Tänzer wurde bombardiert und zahlten ihre Lebensfreude dann mit einem jähen Ende. Aber eine professionell TikTok Armee, lässt sich von derlei Nebensächlichkeiten nicht beeindrucken.

Nun haben sie sich, natürlich auf ihrem TikTok-Kanal, als die letzten Retter Putins inszeniert und präsentieren ein weiteres Filmchen ganz im Kadyrow / Achmat Stil. In Zeitlupensequenz, mit dramatischer Musik unterlegt und wie sie grimmig in die Gegend zeigen und aus ihren Bärten gucken. Dabei tragen sie lustige MickeyMouse-Helme (wahrscheinlich Kopfhörer mit Dancemove-Untermalung).
Sie laufen auf einer verlassenen Straße, weit außerhalb Moskaus. Eingetroffen und aufgenommen wurde das Ganze am Sonntag, als alles schon vorbei und sämtliche Wagner Söldner längst abgezogen waren.

Man kann über diese Truppe sagen was man will, aber diese Spannung die sie aufbauen können ohne dass etwas passiert, auf einer gottverlassenen Straße, irgendwo im Nirgendwo, ist schon echt gekonnt.

Weil ich Dir dieses gekonnte Machwerk der TikTok-Armee, nicht vorenthalten möchte – Bitteschön!